Toxische Feiertagsstimmung: Ökonomischer Twitter-Diskurs zur Himmelfahrt 2023
Einzelne Ökonominnen und Ökonomen werfen mit ihrem Verhalten auf Twitter nicht gerade ein vorteilhaftes Bild auf ihre Profession: Gerade eben zur Himmelfahrt im Mai 2023 gehen einzelne – teils namhafte –Ökonominnen und Ökonomen auf Twitter (EconTwitter) die Ökonomin Isabella Weber in einer recht befremdlichen Art und Weise an. Vermutlich waren es ihre Antworten im Gespräch mit Lars P. Feld in der ZEIT (16.05.2023), die einzelnen – vor allem – wirtschaftsliberalen Ökonominnen und Ökonomen im Vorfeld schwer im Magen lagen. Wie dem auch sei, der eigentliche Anstoß für die jüngste EconTwitter-Empörung war folgender Tweet von Isabella Weber:
»There is a clear supply-demand mismatch: demand for alternative economic perspectives huge, supply minuscule. Result: I’m overrun with requests. We need more unreal economists. I hope the market will deliver on this one.«
(Isabella Weber, 17.05.2023, Twitter)
In ihrer Reaktion darauf suggerierten einzelne Ökonominnen und Ökonomen, dass dies unwissenschaftlich sei: Schließlich kann es in der Wissenschaft doch nicht um eine Nachfrage gehen. So schrieb ein Kieler Makro-Professor: »We need scientifically solid answers and perspectives that are independent of what is demanded. Providing alternative answers, because there is demand by some people for this does not make this approach scientific.«
Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm war auch nicht sehr erfreut und behauptete, es ginge bei der Nachfrage nach alternativen ökonomischen Perspektiven offenbar darum, bestimmte Interessen »wissenschaftlich zu rechtfertigen«. Das klang ein wenig danach, den Hinweis auf die unbefriedigte Nachfrage nach bestimmten ökononischen Perspektiven als politisch-opportunistisch gefärbte Beliebigkeits- oder Gefälligkeitsökonomik zu framen. Konkret schrieb sie auf Twitter: »Very worrying when economists focus on the "demand" for certain inputs. This demand always arises because of interests that seek "scientific justification".«
Und Hans Peter Grüner, VWL-Professor aus Mannheim, stellte die Nachfrage nach alternativen ökonomischen Theorien sogar in die Nähe zu »alternativen Fakten« und die Forderung danach unter Opportunismus-Verdacht:
»Demand for „alternative economic perspectives“ is often driven by the same factor as the demand for „alternative facts“: the interest of those who expect to benefit from them.« (Hans Peter Grüner, 17.05.2023, Twitter)
Solidaritätsbekundungen
Die Reaktionen auf Webers Tweet waren aber nicht durchweg negativ. Insbesondere die Angriffe auf Sie hatten auch Solidaritätsbekunden zur Folge. So twittere Daniela Gabor, Professorin für Ökonomik und Makro-Finance in Bristol:
»The German male professors response to @IsabellaMWeber is both shocking and a timely reminder of the ferocious gatekeeping. They really cannot stand that a young woman gets so much public attention for her insightful research.«
(Daniela Gabor, 18.05.2023, Twitter)
Und der Wirtschaftsweise Achim Truger schrieb solidarisch:
»Die Attacken einiger Ökonomen gegen @IsabellaMWeber hier auf twitter verkörpern in ihrer Aggressivität, (dünkelhaften + gekränkten) Eitelkeit, ihrer Intoleranz und wirtschaftspolitischen Einseitigkeit das Gegenteil der wissenschaftlichen Ideale, die sie zu verteidigen vorgeben.«
Überhaupt kein Blatt vor den Mund nahm Tilo Jung (18.05.2023, Twitter), der Weber zwei Mal in seinem Format »Jung und naiv« interviewte und diejenigen, die Weber angriffen, sehr deutlich kritisierte.
Die toxische Ökonomik
Die Äußerungen gegen Weber trafen in erster Linie sie als Person. In zweiter Hinsicht gingen diese Reaktionen aber über Weber hinaus: Denn wenn Hans Peter Grüner suggerierte, bei alternativen ökonomischen Perspektiven handle es sich im Grunde auch um »alternative Fakten«, dann zeigte er nicht nur völlig Unkenntnis über die Forschungen aus der Pluralen Ökonomik (die Weber im Kontext ihres Tweets Recht geben), sondern er diffamierte damit auch zahlreiche plurale Ökonominnen und Ökonomen wie zum Beispiel mich und die Studierenden, die sich für eine plurale Ökonomik einsetzen. Wirtschaftsethik, sozialwissenschaftliche Ökonomik oder ökonomische Ideengeschichte – deren Intensivierung in Forschung und Lehre zum Forderungskatalog der Pluralen Ökonomik gehört – befinden sich dann auf gleicher Ebene wie Querfront und »fake news« gestellt. So interessant wie widersprüchlich ist dazu, dass Grüner weder Belege zur Untermauerung seiner Behauptungen anführt, noch bekannt für eine Fach-Expertise ist, die ihm ein Urteil wie das in seinem Tweet erlaubt.
Es ist aber nicht das erste Mal, dass heterodoxe Ökonominnen und Ökonomen öffentlich in dieser toxischen Weise angegangen wurden. Die Auseinandersetzung um eine Plurale Ökonomik ist im Grunde genommen voll davon und fast schon Normalität.1 Befremden löst das vor allem deshalb aus, weil die Berufsvereinigung der Ökonominnen und Ökonomen – der Verein für Socialpolitik – über einen Ethik-Kodex verfügt (PDF), in dem die Mitglieder dazu angehalten werden, kein feindseliges Klima zu schaffen.2
Vor diesem Hintergrund ließe sich fragen, was die Profession – vertreten durch den Verein für Socialpolitik – tut, um gegen feindselige Äußerungen wie gegenüber Weber – und damit: gegen die aktive Begünstigung eines feindseligen Umfelds – vorzugehen. Um Missverständnisse zu vermeiden, sei klargestellt, dass es auf Twitter durchaus einmal ruppig zugehen kann. Dass mensch sich im Eifer des Gefechts einmal im Ton vergreift, das mag menschlich und verschmerzbar sein. Ebenso menschlich wäre es, sich danach zu entschuldigen. Aber das, was gegenüber einer kritischen, jungen »Nachwuchswissenschaftlerin« wie Weber passierte, das hat schon eher einen systematischen und strukturellen Charakter.
Zum Gesamtbild gehört dann leider auch, dass der VfS offenbar seinen eigenen Ethik-Kodex nicht ernst genug nimmt. Denn sonst hätte er bereits im letzten Jahr (2022), als die öffentliche Debatte um das Gasembargo völlig aus dem Ruder lief, tätig werden müssen. Denn dort haben Einzelne durch diffamierende Trollerei ganz bewusst zu einem feindseligen Debatten(?)-Klima beigetragen und auch das Bild ›der‹ Ökonomik nachhaltig in Misskredit gebracht. Und um auch dazu kein Missverständnis aufkommen zu lassen: Es geht nicht darum, Einzelne an den Pranger zu stellen, wenngleich es durchaus hätte hilfreich sein können, Ross und Reiter zu benennen und zur Ordnung zu rufen. Der springende Punkt ist, dass es dem VfS hätte um das Debattenklima gehen können, dessen Schutz er doch mit seinem Ethik-Kodex vorgibt, sich auf die Fahne geschrieben zu haben. Er hätte sich deshalb entsprechend eindeutig zu diesen Auswüchsen positionieren müssen! Aber dazu sahen sich die Verantwortlichen im VfS bislang offenbar nicht in der Lage. Und in dem Kontext ist dann erfahrungsgemäß auch wenig hinsichtlich der Attacken gegen Kolleginnen wie Isabella Weber zu erwarten. Das wirft kein gutes Licht auf die Profession. Leider!
Humorlosigkeit
Die negativen Reaktionen auf Webers Tweet oben zeigen aber auch eine gewisse Humorlosigkeit: Erkennbar war denjenigen, die sich so über Weber aufregten, die Ironie entgangen, die sich in ihrem Tweet zum Missmatch von Angebot und Nachfrage nach ökonomischen Erklärungsansätzen verband. Sie hatte dort nämlich das mainstreamökonomische Markt-Denken kurzerhand auf die VWL selbst angewendet. Das klingt im ersten Moment absurd, wenn mensch das Stereotyp heterodoxer Ökonominnen und Ökonomen vor Augen hat, wonach Heterodoxe ›dem‹ Markt gegenüber skeptisch eingestellt seien. Müssten heterodoxe Ökonominnen und Ökonomen nicht eher dieses Marktdenken kritisieren und ablehnen, statt es – wie Weber es in ihrem ironischen Tweet tat – als Argument in Anschlag zu bringen? Die Pointe ist aber, dass gerade ein marktaffines Denken – wie im ökonomischen Mainstream verbreitet – natürlich ein Problem sehen müssten, wenn es eine Nachfrage nach alternativen Erklärungsansätzen gibt, diese aber nicht bedient wird. Das von pluralen Ökonominnen und Ökonomen oft kritisierte Marktdenken würde in dem Kontext eher dazu anregen, mehr plurale Ökonomik zu wagen. Daher wirkt Webers Tweet wie eine Retourkutsche für sonst marktgläubige Vertreterinnen und Vertreter der VWL. Und diese Retourkutsche ist deshalb interessant, weil sonst sehr markt- und wettbewerbsaffine Ökonominnen und Ökonomen in dem Falle der Ökonomik – als Wissenschaft – keinen Markt walten sehen mochten.
Jenseits solcher Ironie ließe sich aber durchaus ernsthaft ein »ökonomischer Blick« auf die VWL richten. Das wurde z.B. in der Studie »Das Ende der Heterodoxie?«3 getan, wo es um die Entwicklung der heterodoxen Ökonomik in Deutschland ging. Natürlich hätte der damit verbundene Blick auch stärker institutionenökonomisch sein können. Aber die in der Studie identifizierten Sozialkapitalien lassen es eben auch zu, von der Ökonomik als einem »unebenen Schlachtfeld der Paradigmen« zu reden und dieses durch eine unterschiedliche (Anfangs-) Ausstattung mit Sozialkapitalien zu charakterisieren. Ein fairer Wettbewerb – sofern mensch ihn im Einklang mit ökonomistischen Idealen wie dem Leitbild einer unternehmerischen Hochschule auf Forschung und Lehre anwenden mag – ist unter diesen Bedingungen nicht möglich. Das von Weber herangezogene Missmatch von Angebot und Nachfrage nach alternativen ökonomischen Erklärungsansätzen lässt dann auf ein Marktversagen schließen. Denn offenbar sorgen dann Marktverzerrungen im Feld der ökonomischen Lehre und Forschung dafür, dass die Nachfrage nach alternativen Theorie-Ansätzen nicht bedient wird. Die Schlussfolgerung aus besagter Studie war, dass die Selbstorganisation (-steuerung) der VWL als Wissenschaft nicht (mehr) funktioniere und dies staatliche Regulationen rechtfertige.
In der aktiven Auseinandersetzung mit der Pluralen Ökonomik, in der z. B. eine Zielgröße von 20 Prozent heterodoxer Lehrstühle gefordert wird (z.B. im Impulspapier vom Netzwerk Plurale Ökonomik| PDF), reagieren Vertreterinnen und Vertreter des ökonomischen Mainstreams darauf oft mit empörter Ablehnung: Das wäre ein politisch motivierter Eingriff in die Wissenschaftsfreit, der nicht Erkenntnis zum Ziel hätte, sondern – ähnlich, wie es in der Kritik an Webers Tweet anklang – politisch gewünschte Positionen untermauern soll. Die geforderten staatlichen Regulationen in diesem Sinne zu begreifen, das wäre aber ein grobes Missverständnis. So wird zum Beispiel in der besagten Studie (oben) im letzten Punkt eine Weiterentwicklung der demokratischen Hochschule gefordert, die gerade auch Wissenschaftsfreiheit gewährleisten soll. Konkret hieß es dort, »seitens der Politik, Stiftungen, interessierter Teile der Wirtschaft und der Zivilgesellschaft« könne als ein Ansatzpunkt gelten: der
»Ausbau und die Weiterentwicklung des Leitbilds einer demokratischen Hochschule, die Wissenschaftsfreiheit zu gewährleisten hat und in der Besetzung von Lehrstühlen sowie der Verwendung der Finanzmittel auf die effektive Mitbestimmung aller Mitglieder der Hochschule (Hochschullehrer, Mittelbau, Verwaltung, Studierende), die Berücksichtigung gesellschaftlicher Interessen und die Pluralität wissenschaftlicher Zugänge („Pluralismus-Codex“) hinwirkt.«
(Heise, Sander, Thieme 2017: S. 180)
In gewisser Weise schließt sich damit der Kreis zu Webers Tweet: Auch die rein ökonomische Perspektive - im Sinne eines ökonomischen Imperialismus - kann zur Diagnose führen, dass es um nachgefragte alternative Perspektiven in der VWL schlecht bestellt ist. Wer als Ökonomin und Ökonom dem gegenüber darauf hinweisen möchte, dass es nicht statthaft sei, »Wissenschaft« – und damit die Ökonomik selbst – als »Markt« und »Wettbewerb« zu verstehen, muss dann allerdings gute (normative) Gründe anführen. Und nicht nur das: Es müssen auch gute Gründe angeführt werden, um den derzeitigen Zustand zu rechtfertigen, d. h. dass trotz einem offenkundig öffentlichen Interesse an alternativen wirtschaftstheoretischen Zugängen es wenig von eben diesen gibt und diese sogar seitens ›der‹ etablierten Ökonomik ausgegrenzt werden.
Wer als Ökonomin und Ökonom vor diesem Hintergrund meint, sich auf »Wissenschaft« und »Wissenschaftlichkeit« berufen zu können, muss sich dann damit rechnen, dass es schon etwas mehr bedarf als eines billigen Aufgusses aus Popperismus, Positivismus und Empirismus. Es bedarf auch mehr als nur des Hinweises auf wissenschaftliche Qualität, die sich dann real jedoch allzu häufig lediglich in quantitativen Zahlen erschöpft, die von den Vertreterinnen und Vertretern der Mainstreamökonomik etabliert wurden und die heterodoxen Perspektiven strukturell und systematisch ausgrenzen. Und wer das Schlagwort »Wissenschaftsfreiheit« in Anschlag bringen möchte, um die Mainstreamökonomik vor Regulierungen zu schützen, muss sich darauf einstellen, dass sich auch plurale Ökonominnen und Ökonomen sowie Studierende auf die Freiheit in Forschung und Lehre berufen können, um wiederum mehr Pluralität in der Ökonomik einzufordern.4
Kritisches Schlusswort
Vielleicht mögen Einzelne – vor allem wirtschaftsliberale Ökonominnen und Ökonomen – argumentieren, dass Webers Positionen nicht sakrosankt seien. Das ist durchaus richtig. Ich zum Beispiel sehe aus einer plural-ökonomischen Perspektive einzelne ihrer Positionen zur Gaspreisbremse kritisch (Gaskontingent, die Notwendigkeit von Daten…). Und hinsichtlich der Preisregulierungen kann ich mir gut vorstellen, auch zum Beispiel unter Verweis auf die »moral economy« sowie subsistenztheoretisch zu argumentieren (siehe meinen Beitrag in der Oxi-Ausgabe vom April 2023). Der springende Punkt ist aber, wie Kritiken oder kritischer Kontrast geäußert werden. In dem Kontext ist es eben augenfällig, dass das, was sich einzelne Kolleginnen und Kollegen an öffentlichen Äußerungen gegenüber Weber leisteten, in eine andere Richtung ging. Ich denke, hier hatte Daniela Gabor Recht, wenn sie den Eindruck äußerte, einzelne der Kritiker:innen von Weber hätten es nicht ertragen können, dass sich Weber einer höheren öffentlichen Aufmerksamkeit erfreut(e) als sie. Ebenso scheint mir Tilo Jung nicht daneben zu liegen, wenn er einzelnen Kritikern von Weber attestierte, »feige« und »niederträchtig« zu agieren. Solch ein feiges und niederträchtiges Agieren provoziert zwangsläufig demonstrative Solidarität. Und die wiederum lässt es im Moment auch schwieriger erscheinen, sich kritisch mit den Positionen Webers auseinanderzusetzen.
Wenn der VfS in seinem Ethik-Kodex die Vermeidung eines feindseligen Diskursklimas fordert, so ist das also nicht alleine dem Schutz und dem Respekt gegenüber den Personen geschuldet, sondern auch der kommunikativen Argumentationsintegrität, die die basale Grundlage für einen jeden Diskurs bildet. Dort, wo ein feindseliges Diskursklima vorherrscht, ist eben keine ernsthafte wissenschaftliche Auseinandersetzung, kein Erkenntnisfortschritt usw. möglich. Im Falle Webers zeugen die Kommentare, die sie in Misskredit zu bringen suchten, ohnehin davon, dass es ihnen gar nicht um Forschung oder Erkenntnis ging. Isabella Weber hat nun das Glück, mittlerweile über eine gewisse Prominenz zu verfügen. Das sorgte dafür, dass das toxische Verhalten ihr gegenüber in besonderer Weise in das Licht der Öffentlichkeit rückte. Deshalb ist daran zu erinnern, dass ein Großteil des toxischen Verhaltens in der deutschen Ökonomik wohl unbemerkt bleibt, da es weniger bekannte und befristet angestellte Akademikerinnen und Akademiker betrifft, die innerhalb der asymmetrischen Machtstrukturen der VWL arbeiten. Webers Fall wirkt hier wie ein Scheinwerfer auf diese Verhältnisse in der akademischen Landschaft. Und die sind alles andere als rosig.
Update 19.05.2023, 17:28 Uhr:
Kleinere Umformulierungen und Flüchtigkeitsfehler beseitigt.
Ein Beispiel für eine so toxische wie unbedarfte Kritik der Pluralen Ökonomik liefert folgender Beitrag: »Pseudowissenschaft in der Volkswirtschaftslehre«.
Unter Punkt 11 ist dort zu lesen: »Mitglieder des Vereins für Socialpolitik sollen bei ihren Aktivitäten nicht aufgrund von Alter, Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit, Herkunft, Religion, sexueller Orientierung, Behinderung, Gesundheitszustand, Familienstand, elterlichem Status, genetischer Information oder anderen demografischen Merkmalen Personen benachteiligen oder bevorzugen.« (Ethik-Kodex des VfS, 2021, PDF)
In Punkt 12 heißt es: »Mitglieder des Vereins für Socialpolitik verpflichten sich, keine Personen zu belästigen. Belästigung umfasst unter anderem Angriffe, ob verbal oder nonverbal, sowie jegliches Verhalten, das eine vernünftige Person als erniedrigend, einschüchternd, feindselig oder beleidigend ansehen würde.« (Ethik-Kodex des VfS, 2021, PDF)
Punkt 13 hält dazu an: »Mitglieder des Vereins für Socialpolitik sollen sich so verhalten, dass kein feindseliges Umfeld geschaffen wird, welches nach Ansicht einer vernünftigen Person die Würde des Anderen missachtet. Dies gilt auch, wenn sich das Verhalten nicht gegen bestimmte Personen richtet, und insbesondere für den Austausch im akademischen Kontext (z.B. wissenschaftliche Seminare, Gutachten, Einstellungskommissionen).« (Ethik-Kodex des VfS, 2021, PDF)
Und in Punkt 14 ist festgehalten: »Mitglieder des Vereins für Socialpolitik sollen in ihrer beruflichen Praxis kein Gedankengut fördern, das auf eine Abwertung von Mitgliedern einer bestimmten Gruppe zielt, die durch die unter 11. aufgeführten demografischen Dimensionen gekennzeichnet ist.« (Ethik-Kodex des VfS, 2021, PDF)
Siehe auch: »Zur De-Pluralisierung der Wirtschaftswissenschaft nach 1970: Explorationen in einem wissenschaftlichen Macht- und Kampffeld« (Schmollers Jahrbuch, 2015) oder »The Short Rise and Long Fall of Heterodox Economics in Germany After the 1970s: Explorations in a Scientific Field of Power and Struggle« (Journal of Economic Issues, 2016).
Speziell für die Lehre lässt sich auch auf den Beutelsbacher Konsens (bpb 2011) verweisen, der zur Kontroversität anhält und ein Überwältigungsverbot beinhaltet. Das wäre auch ein zentraler Punkt gegenüber der mainstreamökonomischen Kritik, der Pluralen Ökonomik ginge es nur um die Durchsetzung bestimmter politischer Perspektiven, wie es zum Beispiel in dem oben zitierten Tweet der Wirtschaftsweisen Veronika Grimm anklingt. Gerade einer Plurale Ökonomik, die auf dem Boden des Beutelsbacher Konsens argumentiert, ist eben keine politisch korrumpierte Position zu unterstellen.